Saison 2022/2023
Liebe Freunde der Musikalischen Akademie,
mit großer Freude präsentieren wir Ihnen unsere neue Homepage mit der Vorschau auf die Spielzeit 2022/23, mit der wir endlich einen großen Schritt in die virtuelle Gegenwart vollziehen können.
Zur Saison 2022/23:
Ihr
Ulf Rodenhäuser
Künstlerischer Leiter
Lost generation – Komponisten im 20.Jahrhundert –verfolgt, vertrieben, ermordet, vergessen
Zu dem Kreis dieser „lost generation“ zählen einige Komponisten, die stilistisch noch fest im 19.Jahrhundert verwurzelt waren, wie beispiels-weise der 1871 geborene Alexander von Zemlinsky. Er stand gleichsam an der Nahtstelle der Musikgeschichte, zwischen der romantischen Tradition und der Avantgarde des Schönberg-Kreises, dessen Schritt in die Atonalität er nicht mehr mitvollziehen konnte. Die Machtübernahme der Nazis bereitete seiner jahrzehntelangen Tätigkeit als erfolgreicher Komponist und Dirigent jedoch ein jähes Ende. Nach dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland gab es ihn für keine Alternative mehr zur Emigration. Seine letzten Lebensjahre im New Yorker Exil waren geprägt von Krankheit und Existenzsorgen, er war ein gebrochener Mann. Und in der Nachkriegszeit war sein reiches Schaffen fast gänzlich aus den Programmen der Opern- und Konzerthäuser verschwunden.
Unmittelbare Opfer des Naziterrors wurden die Komponisten Erwin Schulhoff und Pavel Haas. Erwin Schulhoff war ein stilistisch äußerst vielseitiger Feuerkopf und in den 20er Jahren ein respektabler Vertreter der internationalen Avantgarde. Pavel Haas war der wohl bedeutendste Schüler Janaceks. Beide stehen für eine ganze Generation von tschechisch-jüdischen Komponisten, welche in deutschen Internierungs- und Konzentrationlagern sterben mussten. Ihre Musik fiel jahrzehntelang dem kollektiven Vergessen anheim.
Zemlinskys Landsmann Hanns Eisler zwang der Aufstieg der Nationalsozialisten ebenfalls zur Emigration. Ungleich erfolgreicher als Zemlnsky vermochte er sich jedoch in den USA auch als Filmkomponist zu etablieren und wurde sogar zweimal für den „Oscar“ nominiert. Nach seiner Rückkehr in den Osten Deutschlands konnte er seine Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht wiederaufnehmen und entfaltete in der DDR eine breite Wirksamkeit.
Paul Ben-Haim wurde als Paul Frankenburger 1897 in München geboren und studierte an der Münchner Akademie der Tonkunst Komposition. 1931 verlor er seine Kapellmeisterstelle am Augsburger Stadttheater und übersiedelte nach antisemitischen Anfeindungen schon 1933 nach Palästina. Er suchte dort nach einer Synthese westlicher und orientalischer Musikstile und wurde zu einer der einflussreichsten Personen für das Musikleben Palästinas und die Entwicklung eines israelischen Nationalstils. Aus seiner rund 70-jährigen künstlerischen Tätigkeit gingen über 250 Kompositionen für nahezu alle Gattungen hervor, die trotz großer Aufführungserfolge bei Publikum und Interpreten heute selten zu hören sind.
Paul Hindemith schließlich, ebenfalls noch ein Kind des 19. Jahrhunderts, begann seine Komponistenkarriere als provokativer „Bürgerschreck“. Nach einem 1936 erlassenen Aufführungsverbot seiner Werke in Deutschland verlagerte er seine Tätigkeit immer mehr ins Ausland und emigrierte schließlich in die USA, wo er als Professor an der Yale Universität und als Dirigent erfolgreich wirken konnte. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er ab 1953 in der Schweiz.
Unterstützen Sie uns! Schaffen wir gemeinsam kulturelle Werte für eine lebendige Musikkultur!